Theobald Beer

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Theobald Beer (* 13. April 1902 in Geisenhausen; † 17. April 2000 in Regensburg) war ein römisch-katholischer Priester und Lutherforscher.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1922 bis 1932 studierte er Philosophie und Theologie in Freising, Innsbruck und am Institut Catholique de Paris.[1] Schon in Paris faszinierte ihn die mittelalterliche Theologie, weshalb er mit Martin Grabmann wegen eines Dissertationsthemas in Verbindung trat.[2] Anfang der 1930er Jahre ging Beer in das Bistum Dresden-Meißen. Dort machte er zahlreiche Werkpraktika und empfing 1932 in Bautzen die Priesterweihe. In der Zeit der SED-Diktatur baute er trotz aller Schwierigkeiten von Seiten des totalitären Regimes eine Pfarrei in Leipzig auf. Besonders lag ihm die Berufungspastoral am Herzen. Über Jahrzehnte vertiefte er seine privaten Studien deutscher Theologen in monatlichen Treffen mit evangelischen Theologen, durch die er mit den Schriften Martin Luthers konfrontiert wurde. Luther wurde zum Thema seines Lebens.[3]

Seit 1974 lebte Beer in Regensburg und widmete sich der Lutherforschung.[4] Der damalige Professor Joseph Ratzinger ermöglichte ihm, im Rahmen von Seminaren an der Universität Regensburg mitzuwirken. Beer war Dozent an der Gustav-Siewerth-Akademie und leitete das zur Siewerth-Akademie gehörende Lutherforschungsinstitut. Der Freiburger Kirchenhistoriker Remigius Bäumer ergriff mehrmals zur Verteidigung der Schriften Beers das Wort.[5][6]

Beer war mit Hans Urs von Balthasar befreundet und korrespondierte ebenso mit Walter Kasper, Henri de Lubac und Remigius Bäumer.[7] Beers Interpretation Ockhams als marginaler Einfluss auf Martin Luther sowie seine Christologieinterpretation wurden heftig kritisiert.[8][9][10] Andere Interpreten folgten Beers Auslegung[11][12] oder stimmten ihm zu, dass der „fröhliche Wechsel und Streit“ der Kern lutherischer Theologie sei[13].

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grundzüge des Glaubens. Verlag Habbel, Regensburg 1957.
  • Die Ausgangspositionen der lutherischen und der katholischen Lehre von der Rechtfertigung. Münchener Theologische Zeitschrift 1967.[15]
  • Der fröhliche Wechsel und Streit. Grundzüge der Theologie Luthers. 2 Bände. St-Benno-Verlag, Leipzig 1974. Neuausgabe im Johannes Verlag 1980.
  • Lohn und Verdienst bei Luther. Münchener Theologische Zeitschrift 1977.[16]
  • Luthers Theologie – eine Autobiographie. Verlag Gustav-Siewerth-Akademie, Weilheim-Bierbronnen 1995, ISBN 3-928273-50-7.
  • Vigilius von Thapsus. Die Disputation zwischen Arius und Athanasius – Luthers erste Klosterlektüre. Verlag Gustav Siewerth-Akademie. Weilheim-Bierbronnen 1999. ISBN 3-928273-86-8[17]
  • Erklärungen Martin Luthers zum Brief des hl. Paulus an die Galater. Verlag Gustav-Siewerth-Akademie, Weilheim-Bierbronnen 1998, ISBN 3-928273-90-6.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. auch zum folgenden die Kurzbiographie am Ende des Buchs Luthers Theologie. Eine Autobiographie
  2. Briefwechsel im Archiv des Martin-Grabmann-Institut. https://epub.ub.uni-muenchen.de/21596/1/epub_oai_21596.pdf
  3. Vgl. den Nachruf von Joseph Wieneke (PDF; 723 kB) in: Der Fels 31 (6/2000), S. 188.
  4. Vgl. den Beitrag Enklave im Bistums-Grenzland
  5. Remigius Baeumer: Luthers Theologie. Zur Diskussion um Theobald Beer. In: MThZ. 1983, S. 146–157 (uni-muenchen.de [abgerufen am 22. Februar 2020]).
  6. Remigius Baeumer: Verdient um Glaube, Kirche in Deutschland und Luther-Forschung – Predigt aus Anlaß des 85. Geburtstages von Prälat Dr. Theobald Beer. In: Theologisches. S. 11–15 (theologisches.net [PDF]).
  7. Lochbrunner, Manfred.: Hans Urs von Balthasar und seine Theologenkollegen : sechs Beziehungsgeschichten. Echter, 2009, ISBN 978-3-429-03147-3, S. 515–553.
  8. David J. Luy: Dominus mortis. Martin Luther on the incorruptibility of God in Christ. Fortress Press, 2014, ISBN 978-1-4514-8959-0.
  9. Richard Cross: Communicatio idiomatum. Reformation Christological debates. 2019, ISBN 978-0-19-188192-3.
  10. Vidar L. Haanes: Christological Themes in Luther’s Theology. In: Studia Theologica – Nordic Journal of Theology. Band 61, Nr. 1, Juni 2007, ISSN 0039-338X, S. 21–46, doi:10.1080/00393380701312523.
  11. Axel Schmidt: Die Christologie in Martin Luthers späten Disputationen. EOS-Verl, 1990, ISBN 3-88096-841-1.
  12. Michael Kreuzer: „Und das Wort ist Fleisch geworden“: zur Bedeutung des Menschseins Jesu bei Johannes Driedo und Martin Luther. Paderborn 1998 (worldcat.org [abgerufen am 22. Februar 2020] Bonifatius Druck-Buch-Verlag).
  13. Johann Anselm Steiger: Die communicatio idiomatum als Achse und Motor der Theologie Luthers. Der ›fröhliche Wechsel‹ als hermeneutischer Schlüssel zu Abendmahlslehre, Anthropologie, Seelsorge, Naturtheologie, Rhetorik und Humor. In: Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie. Band 38, Nr. 1, 1996, ISSN 0028-3517, S. 1–28, doi:10.1515/nzst.1996.38.1.1.
  14. Änderungen von Straßennamen im Gebiet der Stadt Leipzig (Memento vom 15. Februar 2010 im Internet Archive) (PDF; 135kB)
  15. Munchener Theologische Zeitschrift: Die Ausgangspositionen. In: Munchener Theologische Zeitschrift. 1967, abgerufen am 2. Februar 2020.
  16. Theobald Beer: Lohn und Verdienst bei Martin Luther. In: Muenchener Theologische Zeitschrift. Band 1977, 1977, S. 258–286 (uni-muenchen.de).
  17. Vigilius von Thapsus „Die Disputation zwischen Arius und Athanasius“ – Luthers erste Klosterlektüre. Übersetzt und bearbeitet am Institut für Lutherforschung der Gustav-Siewerth-Akademie von Theobald Beer - Gustav-Siewerth-Akademie. Abgerufen am 22. Februar 2020.
  18. Luther und die Folgen für die Geistesgeschichte - Festschrift für Theobald Beer - Gustav-Siewerth-Akademie. Abgerufen am 22. Februar 2020.